Homeland „New Car Smell“

In dieser Woche fehlen mir in gewisser Weise die Worte, um mich mit der aktuellen Episode von „Homeland“ wirklich tiefgründig auseinanderzusetzen. Und das liegt nicht daran, dass ich sie nicht gut und wichtig fand, aber irgendwie wird alles derart vom überraschenden Ende überlagert und das zuvor stattgefundene schafft es nicht, die vielen Fragen über dne weiteren Verlauf zu überdeckken. Das soll nun sicher keine Kritik an der Folge sein, denn auch wenn ich die Episode nicht derart überragend wie viele der US-Kritiker fand, war es dennoch eine gute Episode. Bis zum Ende hat mich aber immer mehr das Gefühl beschlichen, dass ich in diesen ersten vier Episoden, besonders aber eben mit Brodys Mord am Gettyburger Schneider von letzter Woche, komplett das Gefühl und sämtliche Empathie für Brodys Charakter verloren habe. Und das kann ja nicht das Ziel der Sache sein, schließlich hat die erste Staffel auch sehr davon gelebt, dass man als Zuschauer enorm viel mit dem gefolterten und leidenden Brody mitempfunden hat, selbst dann noch, als er mit einer Sprengstoffweste in einen Bunker gegangen ist. Dieses Mitempfinden ging für mich verloren und das ist mir hier so richtig bewußt geworden.

Die gute Nachricht dabei ist, dass man den verlorenen Boden sicher schnell wieder wett machen kann, und das man mit Brodys überraschender Festnahme (nicht die Tatsache an sich, aber eben der frühe Zeitpunkt) den ersten Schritt in diese Riichtung getan hat. Und auch Brodys überraschendes Geständnis, sein Pfad des Betrügens und Mordens sei das einzige, zu dem er wirklich gut seie, macht mir wieder Appetit auf mehr Informationen aus seiner Gefühlswelt. Und diese Neugier wieder zu wecken, war langsam bitter notwendig. Vielleicht liegt es also auch daran, dass ich den hier getanen Schritt der Festnahme als dringend notwendig empfand und eben nicht derart revolutionär wie viele der anderen TV-Kritiker, weshalb ich mich mit Lobeshymnen noch zurückhalten mag. Auch ein Aufeinandertreffen von Cary und Brody war genauso dringend notwendig, um die Dynamik der Serie aufrechtzuerhalten. Und natürlich haben die Szenen zwischen Cary und Brody nicht enttäuscht, denn das Damien Lewis und Claire Danes großartig miteinander harmonieren und sie zusammen immer das Beste in ihrem Gegenüber herauskitzeln, ist bekannt. Nun heißt es die nächste Phase in der Entwicklung der Serie einzuläuten und ich bin gespannt, wo uns diese hinführen wird.

  • Wie man mit der Offenlegung des Videos umgegangen ist, war ins ich OK. Keine Vertuschung, kein blöder Zufall der es verschwinden lässt und das außen Vorlassen des Vizepräsidenten ergibt durchaus Sinn. Zudem war auch die Szene zwischen Estes und Saul zum Beginn der Folge einer sehr gute.
  • Dana und Finn wirkt momentan sicher noch etwas unspektakulär, wird aber mit Sicherheit bald ins Geschehen eingebunden werden.
  • Und da ich selbst mit meiner Ambivalenz zur Folge nicht so richtig viel anfangen kann und im Text die ominöse US-Kritik mehrfach anspreche, hier noch ein paar interessante Links zur Episode:
  • Andy Greenwald trifft meine Meinung zur Folge in mehr und besseren Worten ziemlich genau ins Herz
  • Matt Zoller Seitz 
  • Ken Tucker beschäftigt sich mit den ungewöhnlichen Erzählmethoden
  • Diese Analyse von Alyssa Rosenberg ist nicht nur auf die aktuelle Episode gemünzt, blickt aber genauer auf die Natur der Rolle von Carrie im Seriengefüge.

Und nun zu meinen Lesern, vielleicht mögen die ja meine mangelnde Ausdrucksfähigkeit zur Folge zum Anlass nehmen und mich über deren Meinung zum bisherigen Verlauf der Staffel aufklären?

2 comments so far

  1. moo talaei (@mootalaei) on

    Eins vorweg: Ich bin in letzter Zeit echt immer wieder völlig geflasht von dem, was Claire Danes da Woche für Woche abliefert. Bei aller Liebe für die „Mad Men“-Frauen: das hier ist echt eine ganz andere Liga. Kann daher mittlerweile auch bei kaum einer Szene mit Carrie mehr objektiv sein, weil ich sie einfach so unfassbar großartig finde.

    Was das viele allgemeine Lob für die Folge angeht: Für mich war das eigentlich schon immer eine der ganz großen Stärken von „Homeland“, dass die Serie immer wieder dadurch zu überraschen wusste, schnell zum Punkt zu kommen, keine Zeit zu verschwenden und das Unvermeidbare nicht unnötig aufzuschieben. Also quasi das genaue Gegenteil von „Dexter“ S3-7. 😉 Entsprechend fand ich das auch hier äußerst gelungen, hab aber nicht so ganz kapiert, weshalb diese Erzählweise manchen Kritikern offenbar erst jetzt so positiv auffällt.

    Anyhoo, ich mochte die Folge sehr gerne und störe mich auch überhaupt nicht an der Dana-Storyline, weil ich sie als Figur einfach unheimlich gerne mag. Aus Jess holen sie bislang meines Erachtens auch deutlich mehr raus als in der letzten Staffel und die Grundidee, dass auch in Brodys direktem Umfeld allmählich Misstrauen entsteht (bei Mike und Whatshisface), gefällt mir ebenfalls sehr gut, auch wenn ich da von der Umsetzung noch nicht ganz so begeistert bin.

    @mangelnde Empathie für Brody:
    Ich kann das durchaus nachvollziehen, sehe das aber nicht als Schwäche oder Problem an, weil ich eigentlich davon ausgehe, dass diese Reaktion seitens des Zuschauers von den Machern auch durchaus so gewollt ist. Habe nämlich das Gefühl, dass man Brody bewusst ein wenig stärker in die „eiskalter Terrorist, der sich gegenüber seiner Familie wie ein Arschloch verhält“-Ecke gedrängt hat, um jetzt, wo er unter der CIA-Fuchtel steht, wieder mehr Sympathie für ihn aufzubauen und tiefer in seine hin- und hergerissene Psyche zu blicken. Wobei ich mich bei „Homeland“ ja auch immer wieder gerne von Unerwartetem überraschen lasse… Wenn Brody jetzt also zum Walter White der Anti-USA-Terroristen mutieren sollte: So be it!

    @Handlungsschwächen in den vergangenen Folgen:
    Die Nummer mit dem Handy im Bunker war schon selten dämlich, aber irgendwie ließ sich das mit einem Augenrollen recht schnell abtun. Die Brody-Storyline von letzter Woche hat mich dagegen vielmehr irritiert als wirklich gestört, weil ich irgendwie das Gefühl nicht loswerde, dass da irgendwie noch mehr dahintersteckte und das Ganze womöglich noch ungeahnte Folgen/Bedeutung haben wird. Mich nervt da ja vielmehr so eine Kleinigkeit wie die Tatsache, dass so gebildete und offensichtlich außenpolitisch bewandte Leute wie Estes „Iran“ nicht richtig aussprechen können. Ich mein, seriously? Eirän? Das sagt vielleicht der Ottonormal-Ami, aber Leute, die bei der CIA arbeiten?!? Da zieht’s mir echt die Zehennägel hoch.

    Die ach so britische Journalistin wirkt momentan übrigens wirklich noch ziemlich eindimensional und lediglich als leidliches Mittel zum Zweck. Dafür gefällt mir aber Quinn schon nach nur einer Folge sehr gut. Wie war dein Eindruck von ihm?

  2. tvaddictfromgermany on

    Claire Danes ist der absolute Wahnsinn, auf jeden Fall, aber ich muss da auch noch das Drehbuch erwähnen, ich finde Carrie auch so enorm genial geschrieben und in allen Details eben von Drehbuchseite und von Claire Danes Schauspiel her umgesetzt. Sie ist wirklich mit großem Abstand der beste Frauencharakter (und wird in meiner persönlichen Gunst nur noch von Leslie Knope überboten, aber das beruht mehr auf subjektiver Verbundenheit). Mir geht es da aber auch so, dass ich so enorm mit ihr mitfühle, das hat vielleicht auch etwas mit meiner fehlenden Emapthie für Brody zu tun, dass ich eben mittlerweile so völlig auf Carries Seite stehe und ihr den Triumph, bzw. die Bestätigung ihrer Theorien wünsche. Ich bin aber mal echt gespannt, wie es da jetzt weitergeht, größe persönliche Verhörszenen zwischen den Beiden? *voller Vorfreude darauf hoffend*

    Mich hat die Dana-SL auch ganz und gar nicht gestört, empfand es sogar als ganz angenehme Abwechslung zum restlichen eher aufgeladenen Teil der Geschichte. Und ich bin ja eh überzeugt, dass es noch groß ins Geschehen hineinspielen wird. Bin da auch sehr gespannt, inwieweit jetzt die Öffentlichkeit und Brodys Familie erfahren wird, dass er festgenommen wurde. Irgendeine Erklärung braucht ja di Familie zumindest schon, oder wird man das wegen seines Aufenthalts im Hotel umgehen (können/wollen)?

    Mich hat ja letzte Woche auch noch so eine Kleinigkeit, dass Brody da mit seinem eigenen Auto nach Gettysberg gefahren ist, aufgeregt. Ich weiß ja, dass das eigentlich eher eine Kleinigkeit ist, aber ich hab mich da jedes mal gesitig dran aufgehängt. Ich meine, wenn die CIA dem Schneider auf der Spur ist und den vielleicht überwachen lässt, da ist doch die Chance groß das jemand das Kennzeichen von dem Auto erwischt, in dem er flieht? Naajaa, sowas hat mich immer wieder enorm rausgebracht.

    Der David Estes Darsteller ist übrigens Brite, erklärt das vielleicht seine falsche Aussprache von Iran? Sowas fällt mir ja nun wieder nicht auf. 😉

    Quinn hat bei mir auch erstmal einen positiven, sprich das könnte interessant werden Eindruck hinterlassen. Mal schauen, was da noch kommt. In Staffel 1 hatte man ja die Tendenz, gewisse Nebencharaktere immer so nach 2 bis 3 Epis weider wegfallen zu lassen (Ayleen, Carries Informantin etc.), deshalb versteife ich mich da momentan noch nicht so sehr darauf.


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