Battlestar Galactica „Water“

An Intensität konnte die zweite Episode von „Battlestar Galactica“ mit ihrem Vorgänger „33“ nicht ganz mithalten, dennoch bleibt die Qualität der Serie weiterhin hoch und „Water“ vermittelt ein sehr beständiges Gefühl für die aussichtslose Lage, in der sich die Flotte der Überlebenden der Menschheit natürlich noch immer befindet. Unter diesem Gesichtspunkt waren viele Aspekte dieser Folge zu sehen und man hat immer wieder mit effektiven Mitteln klargemacht, wie viele Probleme die neue Situation mit sich bringt. Zusätzlich dazu gab es noch einige Momente, die ganz klar Grundlagen für spätere Entwicklungen gelegt haben, bzw. die einfach nur als kurze Erinnerungen und auch Einblicke in gewisse Charaktere dienten, die hier nicht so sehr im Vordergrund standen.

Ich denke da beispielsweise an die kleine Szene mit Colonel Tigh, der seinen Alkoholvorrat rationiert. Was dies wirklich bedeutet, ob er einfach nicht mehr Schnaps zur Verfügung hat oder sein Trinken auf diese Art unter Kontrolle bringen will, wissen wir noch nicht, aber wir werden eben wieder an seine alten Gewohnheiten erinnert, die er eben nicht so einfach ablegen kann.

Auch das Flirten von Baltar mit Starbuck würde ich in diese Kategorie einordnen, weniger gönnerhaft könnte man es zumindest für diese Folge auch als Füllmaterial bezeichnen. Ich empfand es zumindest als den klar schwächsten Teil der Episode, da waren die theologischen Gedankenexperimente von Baltar und Six in der Vorgängerepisode doch wesentlich interessanter und dort hat auch der thematische Gegensatz zwischen der sexy inszenierten Six und den ernsten Themen viel besser funktioniert. Die Erkenntnis, dass Baltar die Attraktivität in jeder Frau sieht, war dagegen doch ziemlich profan und seine Verhaltensaussetzer während der Kabinettssitzung (?) war heute auch etwas repitierend.

Unheimlich gelungen war dagegen die Weiterentwicklung der Beziehung zwischen den beiden Anführern der verbleibenden Menschheit, der Präsidentin Laura Roslin und dem Commander Bill Adama. Die vielen Nuancen die dabei eine Rolle spielen, ob es die offizielle Seite ist, das rein persönliche Kennenlernen auf menschlicher Ebene (wunderbar demonstriert über den kleinen Moment des Buch-Verschenkens) oder die verschiedenen Verhaltensweisen von ihnen. Adama und Roslin bilden das Rückrat der Serie und es gelingt weiterhin sehr gut, ihnen ein individuelles Profil zu verleihen. Ich bin immer besonders beeindruckt, wie viel man über sie lernt, in dem man sie einfach in Aktion beobachtet, Laura Roslin beispielsweise als Vorsitzende des Untersuchungsausschusses und Adama im Umgang mit seinen Untergebenen. Etwas weniger elegant empfand ich dagegen den Versuch, über Lee Adama und dessen Skrupel in Bezug auf die Olympic Carrier die verschiedenen Philosophien eines Manns des Militärs und einer Frau einer Zivilregierung gegenüberzustellen. Wobei ich mit den Inhalten dieser Philosophien, die beide durchaus ihre Daseinsberechtigung haben, weniger ein Problem habe. Wahrscheinlich hätte ich mir einfach nur gewünscht, man hätte nicht den doch eher farblosen Mittelsmann Apollo genutzt, sondern hätte Adama und Roslin mehr direkt miteinander interagieren lassen.

Der ganz große Schwerpunkt lag aber in dieser Folge auf Boomer und wie es sich auswirkt, dass sie eben in Wahrheit die vermutete Sleeper-Agentin der Cylons ist. Ich weiß natürlich mittlerweile ganz gut, was dies alles zu bedeuten hat, aber ich weiß auch noch sehr gut, wie sehr mich ihr Verhalten beim ersten Mal verunsichert hat und wie wenig ich das alles einzuordnen wusste. Mittlerweile erkenne ich, dass man auf diese Art und Weise eben ganz viel Information über die Cylons vermittelt, die man aber eben mit der Zeit von den Vermutungen und Theorien erst langsam trennen muss. Dazu dient uns dann auch noch die zweite Sharon, die mit Helo auf Caprica ist, als Referenzpunkt und gemeinsam mit Boomer, die langsam merkt, dass mit ihr etwas nicht stimmt, formt sich dann mit der Zeit ein Bild. Hier interessiert mich ganz besonders eurer Eindruck und eure Fragen und natürlich auch die Erkenntnisse, die ihr aus dieser Folge gewonnen habt.

Und mit diesem Stichwort gebe ich das Wort weiter an die Kommentare zur Episode, bis es dann beim nächsten Mal um eine Episode geht, die ich beim ersten Schauen als sehr problematisch empfunden habe, auf die ich aber gerade deshalb besonders gespannt bin. Ich bin gespannt, ob sich „Bastille Day“ beim zweiten Sehen in einem anderen Licht präsentiert.

2 comments so far

  1. Horsebot 3000 on

    Mein Highlight in dieser Folge war eindeutig Präsidentin Roslin, deren gesamtes Auftreten ich äußerst interessant fand. Einerseits nimmt sie ihre Führungsrolle mit einer erstaunlichen Ruhe und Souveränität wahr, andererseits schreckt sie nicht davor zurück, ihre persönlichen Schwächen (z.B. mangelnde Erfahrung in militärischen Belangen) ganz offen kundzutun und entsprechend um Hilfe zu bitten. Mir hat jede einzelne ihrer Szenen sehr gut gefallen, sogar die mit dem bis dato leicht nervigen Apollo. 😉 Dass dieser hier als eine Art Vermittler zwischen Roslins und Adamas Welt eingesetzt wird, hat für mich total gepasst und ihn mir auch erstmals sympathisch gemacht (v.a. in der „CAG vs. C-A-G“-Szene). Etwas befremdlich fand ich hingegen den gar so vertrauten Vater/Sohn-Moment zu Beginn (Gewissensbisse in Bezug den Olympic Carrier), wenn man bedenkt, wie unversöhnlich und distanziert sich Apollo noch vor kurzem präsentiert hat. Abgesehen davon war es mE aber gut und wichtig, dass die Nachwirkungen dieser so schwerwiegenden Entscheidung weiterhin thematisiert werden. Das hat darüber hinweggetröstet, dass die ganze Wasserthematik etwas „Problem/Mission der Woche“-mäßig abgehandelt worden ist. War aber dank der zumindest indirekt angesprochenen Tragweite der Situation (Aufstände an Bord einiger Schiffe infolge des Wassermangels) auch nicht weiter schlimm. 🙂

    Der Boomer-Teil der Handlung hat wieder einmal für jede Menge Spekulationen in Bezug auf die Cylons gesorgt – wie immer eine sehr willkommene Ergänzung zum bloßen Mitverfolgen der Ereignisse auf dem Raumschiff. Mein erster (keine Ahnung, ob vielleicht sogar in der Form beabsichtigter?) Gedanke beim Anblick der durchnässten und planlosen Boomer war ja, dass das Caprica-Modell und das Galactica-Modell womöglich Plätze getauscht haben. Diese Vermutung hat sich aber schnell als Unsinn herausgestellt, stattdessen wurde ihr zuvor schon angedeutetes Dasein als „sleeper“ näher beleuchtet. Dabei taten sich wieder allerhand neue Fragen auf: Weiß Boomer im Menschen-Modus wirklich nichts von ihren Taten im Cylon-Modus (siehe anfängliche Verwirrung)? Oder sind diese beiden Seiten gar nicht so strikt voneinander getrennt (Hin und Her beim Entdecken der Wasservorräte)? Wie bzw. von wem wird sie (fern)gesteuert? Steht sie in irgendeiner Form mit den restlichen Cylons in Kontakt? Oder folgt sie „nur“ einem allgemeinen Sabotage-Befehl und ist bei dessen Umsetzung auf sich allein gestellt? Und bedeutet ihr innerlicher Konflikt vielleicht sogar, dass sie sich im Ernstfall für ihre menschliche Seite entscheiden und somit gegen die Cylons stellen könnte? Ich seh schon, da ließe sich momentan endlos weiterspekulieren – spannende Sache!

    Aus den Entwicklungen rund um Helo und Caprica-Boomer bin ich diesmal nicht wirklich schlauer geworden als beim letzten Mal. Ersterer scheint jedenfalls nach wie vor keinerlei Verdacht über das wahre Naturell von letzterer zu schöpfen. Da stellt sich mir natürlich wieder die bereits geäußerte Frage: Wie kann das eine Boomer-Modell so gekonnt in die Rolle des anderen schlüpfen, wenn sie doch alle in Hinblick auf Erfahrungen/Erinnerungen eigenständig sind? Wie dem auch sei, dem abschließenden Funksignal zufolge scheint es für Helo noch Hoffnung auf eine Kontaktaufnahme zu den Menschen zu geben. Mal abwarten… Ansonsten kann ich mich meiner Vorrednerin nur anschließen, was den diesmal nicht ganz so gelungenen Auftritt von Baltar betrifft. Da hat mir die Interaktion mit Six letztes Mal auch deutlich besser gefallen, wenngleich seine fachmännische Stellungnahme zum Stand der Cylon-Screenings durchaus amüsant war.

    Zwei kurze Fragen noch an die Expertin:
    _Auf der Wikipedia-Seite zur Folge findet sich unten ein Link zum „Water“-Eintrag im Battlestar Wiki. Kann man sich die Episoden-Analyse dort komplett durchlesen, ohne verspoilert zu werden. Oder werden die Folgen dort im Kontext der gesamten Serie beleuchtet?
    _Bleibt es dabei, dass beim Intro immer schon Szenen aus dem Rest der Folge gezeigt werden? Das hat diesmal nämlich einige zentrale Entwicklungen vorweggenommen, etwa die Explosion der Wassertanks. Wenn ja, schau ich da in Zukunft weg. 😉

  2. tvaddictfromgermany on

    Erstmal zu deinen Fragen:
    _dieser Eintrag im BSG-Wiki ist komplett spoilerfrei, ich hab ihn gerade nochmal gegengelesen. Generell tauchen da aber auch immer mal Bezüge zu späteren Entwicklungen auf, ich werde dazu am besten ab jetzt immer am Ende den Link posten und gegebenenfalls eine Warnung machen, in welchem Absatz gespoilert wird.
    _die Vorschau immer nach dem Vorspann wird bis zum Ende bleiben und ich hab auch immer solange die Augen zugemacht, selbst beim zweiten Sehen jetzt guck ich meistens immer weg.

    Ansonsten habe ich dem von dir gesagten jetzt nicht mehr viel hinzuzufügen, was die Sharon/Boomer-Sache angeht ist der Sinn ja gerade der, dass man spekuliert und alle Varianten geistig durchspielt. Ich denke ja z.B. auch, dass Helo ja gar nicht unbedingt auf die Idee kommt, dass die Sharon, die er ja schon seit Jahren kennt, ein Cylon sein könnte. Er verfügt ja nicht über das geischerte Wissen, dass es Sleeper Cylons innerhalb der Flotte gibt, obwohl er natürlich durch die von ihm gesehene Six wissen sollte, dass es die Skin-Jobs (Spitzname für die humaoiden Modelle) gibt. Man hat ja als Zuschauer auch kein Gefühl, worüber er sich da so mit Sharon unterhält, das umgeht man ja sicher ganz bewußt. Und es ist ja auch die Frage, was die Cylons damit überhaupt beabsichtigen, in dem sie Sharon da zu ihm schicken.

    Bei Adama und Lee war ich übrigens auch kurz stutzig, dass sie hier plötzlich doch eher vertraut waren, nachdem es in der Minserie ja so groß um den Konflikt ging. Ich vermute mal, dass sollte gewisse Aspekte in „Bastille Day“ etwas besser vorbereiten.


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